Hintergrund – “So kam ich zum Buddeln” (Teil 1)

Ich kann mich nur schwach daran erinnern, aber irgendwann Anfang der siebziger Jahre baute ich mein erstes "Buddelschiff". Das Wort "Schiff" ist sehr übertrieben, die Buddel wurde aber von mir selbst geleert. Es handelte sich um eine eckige Flasche, die einstmals "Irischen Hochprozentigen" enthielt. Die Idee kam mir eines Sonntags als ich wirklich nichts Besseres zu tun hatte. Als Modellbauer war es für mich nicht schwierig, das passende Material zu finden - eine Balsaholzleiste.Was sonst?

Der grobe Umriss war schnell herausgeschliffen. Von der "Kuhl" hatte ich noch keine Ahnung, also war das Teil oben platt mit aufgebackten "Deckshäusern". Als Masten habe ich meiner besseren Hälfte die schönsten Nähnadeln aus dem Nähkasten stibitzt. Die Dinger hatten ja schöne Öhre und konisch liefen sie auch zu. Die Spitzen wurden etwas entschärft, das ganze schwarz lackiert und schon hatte ich die perfekten Masten. Als Rahen und Bugspriet boten sich Strecknadeln (Kopf und Spitze wurden abgekniffen) bzw. eine kleinere Ausfertigung von Mutters (damals allerdings noch nicht) Nähnadeln an.

Die Segel mussten natürlich aus Stoff sein! Diesmal habe ich allerdings gefragt und meine bessere Hälfte rückte eine ihrer mittlerweile unmodisch gewordenen weißen Blusen raus. Entsprechend ausgeschnitten und mit Nagellack gegen das Ausfransen geschützt, hatte ich nun einen Satz "echter" Segel. Das ganze wurde an die Stecknadeln geklebt, die Takelage wurden mittels einer feinen Nadel durch den Rumpf genäht, die Masten nach hinten festgesetzt und der Zugfaden nach vorne durch das Nadelöhr verlängert (ja - das Prinzip hatte ich schon begriffen) und schon war das Schiff fertig zum einbuddeln. Halt, weiß lackiert habe ich den Rumpf noch, das Deck war natur belassen. Aber so in die nackte Flasche konnte ich mein Meisterwerk natürlich auch nicht setzen. Es fehlte ja noch das "Wasser"! Aber wie denn nun? Unser örtliches Spielwarengeschäft hatte Modelliermasse. Blau, im Backofen aushärtbar und schweineteuer. Macht nichts, gekauft.

Also geknetet, geformt und aufgerollt. Eingefüllt wurde das Ganze mit einer alten Stricknadel, natürlich aus... Dann ab in den Backofen, ich glaube zwanzig Minuten bei 180 Grad, und fertig war die See. Und natürlich die Brandblasen an den ungeduldigen Fingern. Das Einbuddeln war anschließend mithilfe der Stricknadel und einer alten Fahrradspeiche (als Pinzettenersatz, jawoll..) eine Kleinigkeit. Etwas Alleskleber auf die See, das Schiffchen drauf platziert und abbinden lassen. Mit Geduld - wegen der Brandblasen. Der Zugfaden wurde durch den Flaschenhals nach draußen geführt. Mein erstes Schiff war eingebuddelt! Verschluss drauf, Zugfaden festgeklemmt, draußen! abgeschnitten und das ganze voller Stolz an Schwiegervater verschenkt. Der hat sich gefreut und das Ding steht heute noch in seinem Schrank. Gut dass mein Name nicht drauf steht !!

 

P.S. Mittlerweile haben sich die Segel vollständig aufgerollt. (siehe Fotos)

 

R. Voigt 02/01

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geändert am: 28.02.09 | Impressum & Kontakt | © Ralf Voigt 2007